Die Auto-Klimaanlage kann genau genommen Luft nur beim Abkühlen entfeuchten. Da die Luft beim Erwärmen (auch ohne Klimaanlage) aus physikalischen Gründen sowieso trockener wird, ist im Grunde eine Klimaanlage deshalb nicht nötig sondern nur die Erwärmung. Ich rate dabei von ständiger Umluft ab.
Hintergrund:
50 % feuchte Luft bei tagsüber 24 °C kühlt abends ab. Sie erreicht dadurch bei 13 °C die 100 % Sättigung (relative Luftfeuchte). Sie kann bei den tieferen Temperaturen diese (Feuchte-) Wassermenge nicht mehr halten und überschüssiges Wasser schlägt sich auf den kalten Oberflächen nieder. Das sind vor allem die exponierten Scheiben.
Bei 5 °C kann Luft maximal 7 g/m³ Wasserdampfgehalt haben (100 % Sättigung). Erhitzt man
diese Luft auf 25 °C, wird sie trockener (30 % relative Luftfeuchte) und sie kann (22 g - 7 g = ) weitere 15 Gramm Wasser aufnehmen!
Gegen minutenlange Umluft spricht, dass die Luft sich allmählich mit Wasser sättigt und danach keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen kann (ein einfacher Hygrometer könnte das messen und bestätigen). Wird jedoch kühle Frischluft eingemischt und erwärmt, so ist diese deutlich trockener als Umluft und kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen.
Somit ist auf 15 °C erwärmte Außenluft (50 % Sättigung) zur Trocknung besser geeignet wie 25 °C warme Umluft, die nach kurzer Zeit fast 100 % gesättigt ist.
Wichtig ist aber noch der
Scheibenerwärmungs-Effekt, der vom
Taupunkt abhängt. Brillenträger erleben diesen Taupunkt-Beschlag im Winter beinahe täglich, Segelflugzeugpiloten im Sommer gelegentlich in größerer Höhe im Cockpit innen. Die Auto-Frontscheibe warm anzublasen ist ja auch allgemein üblich zu Fahrtbeginn im Winter.
Die Scheibe verliert den Beschlag erst, wenn ihre Oberfläche die Taupunkttemperatur überschreitet. Bei 15 °C / 50 % Luftfeuchte müssen 6 ° überschritten werden, bei 25 °C / 80 % Luftfeuchte müssen es 22 °C sein, soweit ich das aus dem o.g. Diagramm ablesen konnte. Das ist ein Argument gegen ständige Umluft und man sollte deshalb immer wieder warme, feucht gewordene Luft austauschen mit frischer Außenluft, die dann erwärmt wird. (Selbiges gilt auch für die Wohnungslüftung in der Heizperiote, um Feuchteschäden vorzubeugen, vor allem im schlecht gedämmten Altbau.)
Wird die Scheibe nachts außen mit einem Schutz abgedeckt, kann die abkühlende Außenluft dort nicht mehr hingelangen und beim weiteren Abkühlen Feuchtigkeit abladen, die dann gefrieren könnte. Die Scheibe hat morgends keinen Reif außen. (Mit etwas Glück bei kurzen Parkzeiten ist sie dann so wenig oder so spät abgekühlt, dass der Innenbeschlag noch nicht wirksam wurde.)
Es gibt zwar Hinweise, dass von innen schlecht geputzte Scheiben etwas früher zum Beschlagen neigen. Doch habe ich dafür keine physikalische Begründung gefunden und meine, dass die beiden vorher genannten Maßnahmen viel bedeutsamer sind: erwärmte Scheibe sowie erwärmte und dadurch trockenere Außenluft. Kann schon sein, dass eine Klimaanlage die Scheibe besser erwärmen kann, wie die Standardheizung.