LPG Kontra Diesel

Es wird schwer werden, auf den aktuellen Preisniveaus an der Steuerschraube zu drehen. Schließlich steht unser Staatshaushalt auch gerade besser da als zumeist in den letzten 40 Jahren. Und im nächsten Preisaufschwung stünde dann wohl die 2 vor dem Komma beim Literpreis...:rolleyes: Obendrein haben wir in den letzten 15 Jahren sowieso schon erhebliche steuer- und abgabeninduzierte Verteuerungen bei Energie gesehen. Und was hat es an Lenkungswirkung gebracht? Nicht allzuviel, wie ich finde...

Warum nimmt man stattdessen nicht LPG ganz aus der Besteuerung heraus?:D Der Preis würde um knapp 10 Cent je Liter sinken und niemand würde höher belastet. Bei den bisher nur wenigen Gasern auf Deutschlands Straßen würde das auch keine hohen Steuerausfälle nach sich ziehen.
 
Wohl mehr als verständlich, dass da die Texaner es gar nicht erwarten können, neue LPG-Export-Terminals in ihren Häfen fertigzustellen.

Bin jetzt übrigens bei U.S. shale boom to boost LPG exports, bring down prices | Reuters darauf gestossen, dass die Kapazitäten der beiden neuen LPG-Export-Terminals in Texas, die in einem Jahr schon in Betrieb sein werden, eine Kapazität von zusammen 10,5 Mio. Barrel pro Monat haben werden.

Grob überschlagen entspricht das etwa dem 25fachen des Verbrauchs aller rd. 500.000 deutschen LPG-Autos, um ein Gefühl für die Größenordnung zu bekommen.

Diese Menge sind umgerechnet 11,5 Mio Tonnen pro Jahr. Dabei nehmen auch die Exporte aus der Golfregion ( insb. aus Quatar und VAR ) weiter zu. In diesem etwas älterem Artikel http://www.shipandoffshore.net/news...y-report-article/id/orders-for-vlgc-rise.html ist von einer Ausweitung von 34 Mio. t in 2011 auf 41 Mio. t in 2016 die Rede.

Angesichts dieser Größenordnungen und der Tatsache, dass bis 2011 die USA noch Netto-importeur von LPG war, krempelt sich der weltweite LPG-Markt mit seinen weltweiten Handelsflüssen z.Z. offenbar komplett um.

Bei den Werften ( insbesondere bei Hyundai Heavy Industries ) stehen Rekordzahlen neuer Gas-Tanker aller Größenklassen in den Orderbüchern, hier z.B. ein "grösseres" Exemplar: L&S and HHI pioneer first-ever New Eco design VLGC. | Lorentzen & Stemoco AS
Was das "Ankommen" des Preisverfalls durch das Überangebot in den Quellenländern hin zu den Verbraucherländern z.Z. nämlich auch noch signifikant bremst, sind die fetten Margen der Reeder, die z.Z. ihre Transportkapazitäten z.T. hochprofitabel "versteigern" können. [ edit : ] siehe z.B. BW LPG: Q1 2015 Had Strongest Ever Charter Rates | World Maritime News

Hauptquelle von LPG ist mittlerweile im übrigen längst die Förderung im Zusammenhang mit der Erdgasförderung. Mitterweile sind nur noch weniger als 40 % des LPG-Aufkommens Ergebnis der Abdestillation aus Rohöl in den Eingangs-Kolonnen der Raffinerien, Tendenz weiter sinkend.

Das tendenziell anwachsende Überangebot an LPG ist somit überwiegend Ergebnis des weltweit immer höheren Anteils von Erdgas am Energieverbrauch im Vergleich zu Ölderivaten, da Erdgasfelder im Schnitt deutlich mehr LPG-Anteile aufweisen, als aus Rohöl abdestilliert werden kann, zudem noch beschleunigt dadurch, dass zunehmend tendenziell "nassere" Erdgasquellen ( Branchenjargon für höhere LPG-Anteile ) erschlossen werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
So, habe mir nun einen Chart gebastelt, den ich so oder ähnlich nirgends gefunden habe.

Mittels der offiziellen Website der Energy Information Administration der US-Regierung, die hier stets die aktuellen Großhandels-Spot-Preise für kosumentenrelevante Brennstoffsorten listet ( und deren Zeitreihen auch als xls Files downloadbar vorhält ;)), habe ich die relative Entwicklung der US-internen Spotpreise für Diesel, Gasoline und Propan ( das etwas teurere Butan bzw. ein typischer Autogas-Mix wird dort nicht geführt ) über die letzte Dekade visualisiert:

US_fuel_spotprices.png


Wie gesagt, ist es ein reiner Relativvergleich, bei dem ich die Charts der Sorten auf einen gleichen Level anhand des Durchschnitts in den ersten zwölf Monaten des dargestellen Zeitraums "normiert" habe. Daher macht auch eine Beschriftung der y-Achse keinen Sinn. Der Chart ist aber nullbasiert.

Deutlich zu sehen, wie sich der Propan-Preis ab 2011/2012 vom relativen "Gleichschritt" mit den anderen Preisen abkoppelt und nach "Süden" abbiegt, just in dem Zeitraum, an dem sich die USA von einem Nettoimporteur von Flüssiggas zu einem Exporteur wandelte.

Unterbrochen wurde diese Entwicklung von einem "Spike" 2013/2014, der nach meiner Suche einen nationalen Sondergrund hatte:
In weiten Teilen des gigantischen Agrarstaats USA gab es einen sehr "nassen" Herbst, und die Farmer, die Propan auf ihren ja bisweilen recht entlegenen Farmen oft als "all purpose fuel" ( Heizen, Kochen, z.T. Stromgeneratoren, farmbezogenen Bedarf etc. ) nutzen, orderten wie verrückt Propan, um durch Trocknen einen Teil ihrer Ernte zu retten, was sich dann noch weit in den Winter mit seiner zusätzlichen Heizbedarfs-Nachfragespitze hineinzog. Da kam es zu regelrechten Engpässen in der Versorgung.

Die jüngsten Preisrückgange bei Rohöl & Derivaten wurden nun von den Preisrückgängen bei Propan noch "outperformt". Ende August gab es beim Propanpreis 13-Jahrestiefs und damit historische Tiefstände relativ zu Diesel und Gasoline.

Nebenbei auch gut zu sehen:
Die relativen Schwankungen von Diesel und Gasoline Sommer/Winter durch erhöhten Spritbedarf im Sommer ( driving season ) und dieselpreistreibenden Heizölbedarf im Winter, die mal deutlicher, mal weniger deutlich ausfielen. In dieser Hinsicht ist seit der letzten Augustwoche der Sommer in den USA vorbei, Diesel z.T. schon wieder teurer als Benzin: Spot Prices for Crude Oil and Petroleum Products

Hinsichtlich der weltweiten Handelströme von LPG habe ich dann noch folgende hochaussagekräftige Aufstellung mit einer Ende 2014 erstellten Projektion des Welthandels für 2015 gefunden:

LPG_world_trade_2015.PNG


Da kann man sich vorstellen, wie eine zusätzlich geschaffene Exportkapazität von 11,5 mmt p.a. in Texas dieses Gefüge von 80.2 mmt Welthandel durcheinander wirbeln dürfte ( mmt = million metric tonnes )

Zumal von den 80.2 mmt ja noch die regioninternen Handelsströme abzuziehen sind, vornehmlich die 11.4 mmt Med/Med, die kreuz und quer übers Mittelmeer schippern und die 6.8 mmt N.Europe/N.Europe, um die interregionalen Handelsströme zu beziffern.

Die Zeiten des arabischen Golfs (AG) als überdominanten interregionalen Hauptexporteur dürften damit vorbei sein, selbst wenn im nächsten Jahr auch noch wieder der Iran mit ca. 4 mmt p.a. zurück auf den Markt drängen dürfte.

Auch interessant, dass Westafrika ( Nigeria, Angola ) als Nettoexporteur schon eine Rolle spielt ( und das Zeugs dort gottseidank nicht mehr so oft lediglich abgefackelt wird ).
 
Schade, daß man nur ein Danke vergeben kann; hier wären für Deine Mühen eigentlich mehrere angebracht!

Zusammengefaßt kann man also von einer deutlichen Angebotsausweitung bei LPG ausgehen, was aller Wahrscheinlichkeit nach auch zu sinkenden Preisen führen wird. Die Schere zwischen Benzin- und Gaspreis hat sich ja in den letzten Jahren schon geöffnet und die Differenz könnte noch größer werden.

Bleibt abzuwarten, ob die Bundesregierung das nicht als Vorwand nimmt, um den Steuervorteil bei LPG ab 2019 zu beschneiden. Sei es, auf einen Schlag oder aber mittels eines degressiven Abbaus der steuerlichen Minderbelastung.
 
Der angegeben Verbrauch beim SCe 100 LPG liegt bei 7,6 Liter, beim dCi 90 bei 4,2 Liter auf 100km.

Als Durchschnittspreis habe ich das Diagramm von Spritmonitor.de zu rate gezogen: Diesel 1,10 €/Liter; LPG: 0,55 €/Liter

Diesel: 4,62 €/100km
LPG: 4,18 €/100km

Nehmen wir an, dass beide Autos ca. 20% mehr Verbrauchen:

Diesel: 4,2 Liter + 20% = 5,0 Liter => 5,50 €/100km
LPG: 7,6 Liter + 20% = 9,1 Liter => 5,01 €/100km

Bei 20.000 km/Jahr sind das 98 € mehr beim Diesel gegenüber dem LPG.
Hier ist noch nicht berücksichtigt, dass der LPG beim Start auf Benzin läuft!
Mein Sandero 1.4 MPI zieht ca. 0,4 - 0,5 Liter Super pro Startvorgang.
Nehmen wir hier einmal 1,30 €/Liter an sind das rund 0,60 €/Kaltstart.

Wenn wir die 98 € von oben durch die 0,60 € teilen liegen wir bei rund 163 Kaltstarts. Wenn du das Fahrzeug also nur jeden 2. Tag kalt startest, liegen die Kraftstoffkosten ungefähr gleich auf. Der Preisvorteil des LPG ist dahingehend schonmal dahin.

KFZ-Steuer: dCi 90 - 168 €/Jahr; SCe 100 LPG: 94 €/Jahr > also nur 74 € mehr im Monat. Lassen wir es einfließen sind das nochmal 123 Kaltstarts.
Gesamt also 286 Kaltstarts. Arbeitet man also an 220 Tagen im Jahr und fährt mit dem Auto zur Arbeit hat man schonmal min. 440 Kaltstarts (1x am Morgen, 1x am Abend).
Dann kann man die Ersparnis des LPG schonmal getrost in der Pfeife rauchen, da der dCi in dem häufig gegannten Deal keinen Aufpreis kostet.

Die Wartungskosten sollte sich die Waage halten, der dCi kostet idR zwar mehr als der SCe, dazu kostet LPG dort auch etwas mehr, da dort die LPG Wartung dazu kommt.

Dazu kommen die Vorteile des dCi:

- ausgereifter Motor (SCe LPG = neue Technik)
- höherer Restwert (man bekommt in dem Falle ja 2500 € Nachlass von Renault)
- höhere Reichweite, da größerer Tank (bei obigen Verbräuchen: LPG 370km / dCi 1000km)
- mehr Drehmoment > 220Nm statt 150Nm

Mein Fazit: Ich habe den dCi bestellt aus den o.g. Gründen, hätte ich den LPG bestellt würde ich dieses Angebot nicht ausschlagen.

Gruß Andre
 
Zuletzt bearbeitet:
Da ich z.B. 600 Kaltstarts im Jahr habe un ca. 40.000 km im Jahr fahre, war es für mich noch viel klarer den dCi zu ordern.
 
Ich habe es abgelehnt... Autogas bleibt Preisstabil ab 2018 ist es nur eine minimale Anhebung der Steuern es deutet allerdings alles darauf hin das 2016 beschlossen wird die steuerliche Vergünstigung bis 2025 beizubehalten. .. und Diesel hat schon mal fast 1.50€ gekostet
 
Sollte die Steuer auf LPG allerdings doch erhöht werden, weil der Staat mal wieder mehr Geld braucht, ist das auch vom Tisch.

Die Preisstabilität kann ich so auch nicht ganz bestätigen. Ich habe schon Preise zwischen 0,45 € und 0,70 € für LPG gezahlt. Lediglich die Schwankungen sind nicht so ausgeprägt. Zumal ich idR nur einen Preis vorfinde, beim Diesel kann ich da und dann tanken, wenn es günstig ist.

Mich stört z.B. bei LPG auch das teilweise ewige suchen nach LPG-Tankstellen.
Wohnt man in einem Ballungraum mag das O.K. sein, ich wohne ländlich und bin regelmäßig auch ländlich unterwegs, dazu auch noch nachts.
Ich bin schon Umwege von 30 km gefahren, nur im LPG zu tanken.

Ich denke jeder sollte sich da seine eigene Meinung zu bilden.
Abstreiten das ich eher zur "pro-Diesel-Fraktion" gehöre kann ich nun auch nicht. :D Ich mag halt Drehmoment und niedrige Drehzahlen. :wub:

Ich versuche allerdings das ganze möglichst objektiv zu sehen. Habe anderen Leuten auch schon vorgerechnet, das der Benziner günstiger als der Diesel ist. Das hängt immer ganz vom individuellen Streckenprofil ab und auch an der Fahrweise. Jemand der eher zum sportlichen Fahren neigt, dem würde ich zu einem Saugbenziner mit großem Hubraum raten. Bei den gemütlichen Fahrern darfs dann auch der Turbo-Diesel sein.

Gruß Andre
 
Aber die mögliche Steuererhöhung ist doch schon gesetzlich verankert und somit kalkulierbar naja... ich halte nix von Diesel
 
[...] es deutet allerdings alles darauf hin das 2016 beschlossen wird die steuerliche Vergünstigung bis 2025 beizubehalten [...]
Aber die mögliche Steuererhöhung ist doch schon gesetzlich verankert und somit kalkulierbar [...]

Ist es jetzt beschlossen oder nicht? Würde mich auch interessieren weil ich den Sandero LPG als Zweitwagen für Kurzstrecken uns Stadt behalten werde. Kann mich schwer von einem Dacia trennen :rolleyes:

@nacht1212: Wenn du Diesel nicht magst, ist es ja vollkommen in Ordnung das du LPG gekauft hast. Ich habe ja lediglich die Vorteile aufgezählt die ich sehe. Das kann bei anderen Leuten wieder ganz anders aussehen.

Wenn einem das Drehmoment nicht so wichtig ist, man eine ganze Menge LPG-Tankstellen vor der Tür hat und das Auto fährt bis es auseinander fällt (Stichwort: höherer Restwert), sind meine Vorteile des dCi schon wieder relativiert.

Ich habe die Berechnung auf den aktuellen Werten von heute berechnet. Das ganze kann in der Vergangenheit und auch in der Zukunft ganz anders aussehen. Besser für LPG oder aber auch besser für Diesel - man weiß es nicht genau.

Durch die ganzen Diesel-Problem-Diskussionen momentan hat der LPG auch noch einen Vorteil: Man braucht keine Angst haben in manche Städte in Zukunft nicht mehr reinzukommen oder sogar nicht mehr durch die AU zu kommen. :blink:

Die "richtige" Entscheidung kann man da eh nicht treffen.

Gruß Andre
 
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Beschlossen ist noch immer nichts definitiv. Ich meine irgendwo gelesen zu haben, daß das wohl erst im Frühjahr 2016 entschieden wird.

Auch das, was dann beschlossen wird, ist noch unklar. Zuletzt gab es die Tendenz, die Begünstigung schlechtestenfalls degressiv abzubauen und bestenfalls unverändert beizubehalten. Wir werden sehen.
 
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