Mein Dacia MCV - der legitime R4 Nachfolger

Gerd61

Mitglied Silber
Fahrzeug
Dacia Logan Kombi 1.4 MPI 55 kW (75 PS)
Hallo Leute,
ich fahre den Logan MCV 1.4 nun seit zwölf Monaten, und ich muss sagen ich habe immer mit großem Interesse die Berichte in den unterschiedlichen Foren gelesen. Was ich dabei nicht ganz verstehe ist die immer wiederkehrende Hackerei von Besitzern anderer Autos. Warum muss sich der Besitzer eines Dacia eigentlich immer dafür entschuldigen das er dieses Auto fährt? Viele haben einfach die Entscheidung getroffen ein Auto zu fahren, dass nicht mit Elektronik vollgestopft ist. Ist das denn ein sozialer Abstieg. Wir, meine Familie und ich, haben uns für den Dacia entschieden weil unser Geldbeutel nicht mehr hergab, aber der Dacia gehört uns und nicht der Bank.
Nun zu meiner Erfahrung mit dem Wagen. Ich finde die Karosse sehr gefällig, und vor allem sehr praktisch. Der Laderaum ist einfach riesig und sehr gut zu nutzen.
Die Verarbeitung finde ich gut. Ob nun der Kunststoff weniger griffig ist oder nicht, das erscheint mir nicht so wichtig.
Das Auto ist bequem, selbst bei meiner Größe (1.98) und ich empfinde die Kopffreiheit sehr angenehm. Gut die Beine müssen ein wenig gefalten werden, aber das musste ich sogar in meinem zweiten Auto, einem Mercedes 200D/8.
Und dann habe ich den Dacia erlebt in diesem enormen Winter. Hier im Sauerland war es wochenlang einfach nur saukalt und dick zugeschneit. Ich war gespannt wie sich der Dacia da so macht. Wir wohnen in einem Wohngebiet auf dem Berg, wo die Straßen oftmals erst am Nachmittag oder aber garnicht geräumt wurden. Ich muss sagen ich war überrascht. Auch ohne ASR und anderen Helfern, keine Probleme.
Ich habe auch die Heizung als recht gut empfunden. Schon nach kurzer Zeit war es angenehm warm, und die Scheiben waren frei.
Ein kleines Manko hat der Wagen, die Sicht beim Zurücksetzen. Durch die Hecktüren ist diese schon ein wenig eingeschränkt.
Gut wir haben erst 3.800km abgespult, aber der Verbrauch mit knapp 8,5 ltr. im reinen Stadtverkehr ist ganz akzeptabel, auf längeren Strecken waren auch Werte unter 8 ltr. nicht schwer zu erreichen. Und wie schon erwähnt, wir wohnen im Bergland.
Die Motorisierung erscheint mir ausreichend, ich habe aber auch keine Scheu auf der Autobahn halt eben nur 120-130km/h zu fahren. Ich weiß ja, ich habe keinen Rennwagen.
Noch immer sind wir stolz auf unseren „Grafen“, wie unsere Tochter ihn liebevoll benannt hat. „Er sieht so elegant aus in seinem „Perlmutt Schwarz Metallic“, hat sie schon am ersten Tag gesagt. Die Begeisterung hat sich bei keinem von uns geschmälert. Auch unser Hund, immerhin ein ausgewachsener Labrador, findet ihn toll. Nun kann er endlich ausgestreckt im Kofferraum liegen, gesichert durch Netz und zusätzlichem Gitter, und auch längere Fahrten genießen. Und da er nicht mehr der Jüngste ist, weiß er auch die niedrige Ladekante voll zu schätzen. Nur wehe, wenn jemand zu dicht auffährt, dann wird er ungemütlich, nicht der Logan, aber der Hund.

Ich war ja schon gespannt wie sich der Logan im Winter schlägt, meinen Bericht dazu hab ich ja schon abgegeben. Aber was wird im Sommer??????
Die Quintessenz ist schnell geschrieben. Es war einfach herrlich. Ich höre noch die Kommentare der selbsternannten Autofachleute aus Familie und Nachbarschaft. „Ihr werdet euch noch wundern, in dem „Leichenwagen“ (wegen der Größe und der Farbe, manche sind halt gern besonders geistreich) werdet ihr euch tot schwitzen.“ „ In dem Auto keine Klimaanlage? Nee, so kommt ihr nur als Brathähnchen an“
Also allen Unkenrufen zum Trotz; wir leben noch. Wir hatten nach kurzer Zeit eine passende Antwort bereit: „Der hat eine manuelle Klimaanlage. Nach hinten drehen: Es wird wärmer. Nach vorne drehen: Es wird kälter. Das Beste aber: Kein zusätzlicher Spritverbrauch.“
Auch hier lange Rede, kurzer Sinn. Es war auszuhalten, auch bei fast 38° C Lufttemperatur. Vor dem Start für fünf Minuten alle Luken auf, und aus dem Brutkasten wurde eine der Außentemperatur entsprechende Fahrgastzelle. Beim Fahren dann die Fenster halb auf, in der Stadt steigt der Spritverbrauch dabei nur nicht nennenswert (wie war das noch bei der Klimaanlage in anderen Fahrzeugen, ein bis zwei Liter mehr auf hundert Kilometer und ständig erkältet?).
Also auch im Sommer hat sich unser Dacia bewährt. Es ist wie immer, natürlich ist eine Klimaanlage, möglicherweise sogar eine Klimaautomatik, eine tolle Sache. Diese aber verursacht weitere Folgekosten, und birgt natürlich die Gefahr durch einen Defekt auszufallen, und muss dann teuer repariert werden.

So habe ich jetzt ein Jahr lang Zeit gehabt ein unkonventionelles Auto zu fahren und zu erfahren. Ich bin immer noch begeistert, vor allem wegen der Robustheit und der Einfachheit. Während einer längeren Fahrt, auf der ich immer wieder die mitleidsvollen Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer erhaschen konnte (warum weiß ich nicht, sah doch gar nicht unglücklich aus, ganz im Gegenteil), ist mir ein Gedanke gekommen der mich seither nicht mehr los lässt. Bei 120 auf der Bahn hat man auch noch Zeit zum Denken.
In meiner Jugend, gab es schon einmal solch ein Auto, aus dem Hause Renault. Dieses Auto war Kult, und für mich, als ich den Führerschein erworben hatte, eigentlich ein Traumwagen. Der alte und bekannte R4. Was waren das noch Zeiten. Ende der sechziger bis Ende der siebziger Jahre war er für mich aus dem Straßenverkehr nicht weg zu denken. Liebevoll geschmückt mit „Prilblumen“, großen Augenaufklebern und Gardinen an den hinteren Seitenscheiben. Handwerker fuhren ihn, die Leitern lugten aus einer speziellen Dachklappe, er wurde durch alle Schichten gefahren. Faceliftings nahmen nichts von seinem Flair. Revolverschaltung, was für ein Ding. Er war überall, beliebt und sicherlich auch teilweise verflucht. Er hatte zu dem Zeitpunkt auch weniger Ausstattungsmerkmale als die immer größer werdende Automobilschar. Und er hatte noch einen Vorteil, wie damals der Käfer (der war aber so glaube ich teurer) und der wohl kultigste aller Wagen, die Ente, man konnte auch etwas selber reparieren. Sicherlich will ich nicht die Qualität eines MCV mit der eines R4 vergleichen, da liegen Welten zwischen. Ich bin mir sicher, das ein MCV nicht nach drei Jahren durchgerostet und reif für den Schrott ist. Ich bezog mich auf die konsequente Umsetzung von einfachen Dingen. Der R4 war der erste Kleinwagen mit Heckklappe, der MCV hat die Flügeltüren, nicht als einziger, aber als einziges Angebot in der Modelpalette. Konsequent wurde auf viel überflüssiges verzichtet.
Und so kommt es das ich eigentlich seit einem Jahr meinen Jungendtraum durch die Gegend fahre. Mensch was willst und brauchst Du mehr.
Ich weiß dieser Bericht wird nicht allen gefallen, er klingt wie eine Hommage auf ein Auto. Warum eigentlich nicht, wie kann man Zufriedenheit eigentlich besser ausdrücken.
Das Schönste wäre natürlich wenn auch der Dacia, hier insbesondere der MCV, einmal Kultstatus erreichen würde. Das wäre ein Ding!!!!!!!!!!
VW und Mini haben sogar eine Neuauflage solch eines Kultes gebracht, die aber haben nichts von dem Charme der Vorfahren behalten, denn diese hatten nicht den ganzen technischen Kram, vielleicht ist das der Grund warum sie nicht so häufig fahren.


(Eine Anmerkung muss ich noch loswerden, habe leider nicht die Möglichkeit Bilder einzufügen, verfüge leider noch nicht über eine Digitalkamera)
 
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