Darf ein Autohändler ohne Meister seine Autos für den Verkauf auch selber reparieren?

Wobei ein jetziger Realschüler das alte Volksschulkind ist, nach meiner Erfahrung und das Wissen über das Wirtschaftssystem in Brasilien wichtiger als Lehrstoff erscheint, als "nachhaltig" zu vermitteln, wie man eine Formel umstellt, oder mal was im Kopf zurechnen.
 
Jo, selbst Elektriker, früher ein beliebter Beruf für Volksschüler, ist derartig technisch geworden, dass sogar gute Realschüler regelmäßig an der Gesellenprüfung scheitern.
Wenn meine Azubis regelmäßig oder häufig durchfallen, dann sollte ich als Ausbilder dringend mal darüber nachdenken ob ich den Anforderungen genüge. Vor Aufnahme einer Tätigkeit muss ich den Azubi darüber informieren was er macht, warum das gemacht wird und wie das gemacht wird. Bei "versauten" Klassenarbeiten habe ich sie mir zeigen lassen, nicht um den Azubi fertig zu machen, sondern um ihm zu helfen. Da haben manchmal nur wenige Sätze ausgereicht um den Groschen fallen zu lassen. Wissensdefizite verschwinden nicht mit dem Ende des Lehrstoffes sondern sie potenzieren sich im weitern Verlauf der Ausbildung.

Gute Hauptschüler und mittelmäßge Realschüler sind durchaus gleichwertig. Wir brauchen die "richtige Mischung" von Praxis und Theorie in der Ausbildung und ohne die Theorie bekommen wir nur praktische Stümper. Meine Aufgabe als Ausbilder ist hier nach zu justieren. Die meisten meiner Azubis haben in der Prüfung mit Gut oder Sehr gut abgeschnitten. Die schlechtesten Note war ein Befriedigend. Ein Ausreichend oder gar nicht bestanden hat es nie gegeben.

Das macht zwar zu Beginn einige Mühe, lohnt sich aber im weiteren Verlauf wenn sie schon einige Arbeiten selbständig erledigen können. Was auch zu einem gewaltigen Motivationsschub führt. Bei meinen Gesellen habe ich das auch nicht anders gemacht und habe ihnen immer das Wie und Warum erklärt, Ein guter Vorgesetzter kann delegieren und sich weitgehend überflüssig machen, braucht nur noch zu kontrollieren So gewinne ich die Zeit die ich brauche um meine Mitarbeiter fortzubilden und andere Aufgaben zu erledigen, umso besser ich sie ausbilde desto besser sind sie motiviert. Aber auch ich muss mich ständig weiterbilden. Alle 3 jahre verdoppelt sich unser Wissensstand und um damit Schritt zu halten, bedarf es einige Anstrengungen.
 
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Freue mich über jeden, der die Gabe hat, Menschen gut Wissen zu vermitteln und zu motivieren. Der Prüfingenieur der mir alles beigebracht hat gehört auch zu dem Schlag Mensch. Wahnsinn und kann man nur beneiden.
Toll ist es dann auch, zu zweit zu arbeiten und sich nicht einmal im Weg zu stehen ohne ein Wort miteinander gesprochen zu haben und dabei mehr als doppelt so schnell wie allein zu sein.
 
Ich bin ebenfalls im Prüfungsausschuss tätig. Und wir beobachten auch immer wieder die selben Ausbildungsstellen, deren Azubis gerade so mit einer mündlichen Ergänzungsprüfung bestehen oder oft auch durchfallen. In solchen Fällen informieren wir die zuständige Stelle, damit sie da mal verstärkt auf die Eignung des Betriebes für die Ausbildung achtet. Oft werden in solchen Betrieben die Azubis leider als billige Arbeitskräfte angesehen. Und wenn deren Azubis nicht selbst Lern-Initiative zeigen, so sind sie verloren, obwohl sie bei entprechender Anleitung durchaus gute Azubis wären.

Und der Fachkräftemangel wird zukünftig diesen Effekt noch verstärken.
 
Ich habe die Information von einem Meister mit eigenem Betrieb und der Klang schon recht verzweifelt. Bildet für sich selbst aus, aber findet zunehmend seltener Lehrlinge, die den Anforderungen gewachsen sind. Macht sicherlich einen Unterschied, wie man ausgebildet wird, aber man kann nicht alle schulischen Defizite in der Ausbildung beseitigen. Erst Recht nicht in einem klassischen Betrieb, in dem sich der Meister auch noch um mehr als die Nachhilfe seiner Lehrlinge kümmern muss.
 
Naja, aber nicht nur der Azubi hat die Pflicht, sich alles Nötige anzueignen. Der Ausbildende (Chef) bzw. der Ausbilder (als Ausführender) hat auch die Pflicht dem Azubi alles Nötige beizubringen. Auch wenn man manchem Azubi die Dinge 5-mal erklären muss.

Klar gibt es Bewerber, die weniger geeignet sind. Man steckt auch nicht in den Azubis drin und hat mal auf den falschen Bewerber gesetzt. Aber wenn ein Betrieb auffällig oft bzw. viele Durchfaller hat im Vergleich zu anderen Betrieben, so ist das schon ein Indiz für eine mangelhafte Ausbildung auf Seite des Betriebs.
 
Nach der Gesellenprüfung fängt doch die eigentliche Lehre erst an. Durch die Erfahrungen bei der selbstverantwortlichen Arbeit verbessern sich die eigenen Fähigkeiten doch täglich.
Meine Kollegin hatte jüngst ihren Punto in der Fachwerkstatt, weil nach mehrfacher "Ursachenforschung" nach einem polternden Geräusch eine Spurstange erneuert wurde. (Hatte ich übrigens direkt vermutet, als sie mir das geschildert hatte). Nur 2 Wochen später verabschiedete sich der Endtopf, der komplett weggegammelt war. Das Auto stand doch in der Meisterwerke auf der Bühne, ist zudem 10 Jahre alt. Da hätte ich (würde ich noch in diesem Beruf arbeiten), zumindest eine kurze Durchsicht von unten gemacht, Bremsen, Dichtigkeit etc. gecheckt und angerufen, ob das Defekte nicht direkt mit repariert werden soll.
 
Das wir zeit unseres Lebens lernen ist ja wohl klar. Wer meint, nach der Lehre alles zu wissen und sich nicht täglich in der Praxis und auf Lehrgängen weiterentwickelt, der ist schnell weg vom Arbeitsmarkt. Es gibt Arbeitnehmer, die sich nur das Nötigste aneignen und es gibt welche, die sich richtig weiterentwickeln wollen. Das ist auch in Ordnung. Nur Stillstand ist Rückschritt. Und das ist für die Wirtschaft am Ende tödlich.
 
Ich habe die Information von einem Meister mit eigenem Betrieb und der Klang schon recht verzweifelt. Bildet für sich selbst aus, aber findet zunehmend seltener Lehrlinge, die den Anforderungen gewachsen sind. Macht sicherlich einen Unterschied, wie man ausgebildet wird, aber man kann nicht alle schulischen Defizite in der Ausbildung beseitigen. Erst Recht nicht in einem klassischen Betrieb, in dem sich der Meister auch noch um mehr als die Nachhilfe seiner Lehrlinge kümmern muss.
Wir haben viele Bekannte mit Handwerksbetrieben. Alle haben das gleiche Problem. Keine Azubis, keine Gesellen. Unsere Gesellschaft teilt sich wohl gerade in Akademiker, Angestellte und Arbeitsunwillige auf. Als ich damals mit mittelmäßigem Hauptschulabschluss eine Lehrstelle suchte, gab es die Auswahl zwischen Kfz, Werkzeugmacher oder Bau. Der gewünschte Schreiner war nur mit Qualifikation oder Realschule realisierbar. "Normale" Kinder erhielten kaum eine Empfehlung für das Gymnasium, wenn sie aus einem Handwerker- oder Arbeiterhaushalt kamen. Heute ist das Gegenteil der Fall und das Abitur steht scheinbar allen offen......
 
  • Themenstarter Themenstarter
  • #70
Ich habe die Information von einem Meister mit eigenem Betrieb und der Klang schon recht verzweifelt. Bildet für sich selbst aus, aber findet zunehmend seltener Lehrlinge, die den Anforderungen gewachsen sind. Macht sicherlich einen Unterschied, wie man ausgebildet wird, aber man kann nicht alle schulischen Defizite in der Ausbildung beseitigen. Erst Recht nicht in einem klassischen Betrieb, in dem sich der Meister auch noch um mehr als die Nachhilfe seiner Lehrlinge kümmern muss.
„Schulische Defizite“ - das muss immer als Erklärung dafür herhalten, dass Vieles bereits im Elternhaus beginnt! Kinder, die stundenlang vor der Glotze sitzen, wenig gezeigt bekommen, sprachlich verarmen und körperlich chronisch unterfordert sind, können sicherlich nicht ausschließlich durch Schule auf einen besseren Weg gebracht werden. Da liegen die Ursachen deutlich früher!! Die Schule ist da nur ein Baustein. Ich kenne als jahrelang tätiger Meister und auch als Fachlehrer an einer Berufsschule beide Seite.
 
@elchi07
Kann ich nicht beurteilen, nicht mein Betrieb und auch nicht mein Fachbereich.

@seehase
Ich selbst habe in der Industrie gelernt, als Maschinenschlosser. Da lagen Welten zwischen jemanden, der so gerade eben die Gesellenprüfung bestanden hat, und jemanden der mit gut abgeschlossen hat. Nicht unbedingt im Fachwissen, den Unterschied zwischen Grau- und Weißguss zu kennen, hilft einem im Alltag nicht großartig weiter, aber deutlich in der Einstellung. Nicht umsonst gab es bei uns die Bezeichnung "Grobschlosser". Was sich dann auch in der Bereitschaft, sich weiterzubilden ganz deutlich abgezeichnet hat.

Aber trotzdem gab es für die Grobschlosser noch Arbeit. Vielleicht auch weil in der Industrie schon früh daran gedacht wurde, das benötigte Wissen mit Facharbeiter, Techniker und Ingenieur auf mehrere Schultern zu verteilen.

@Kometlodgy
Stimmt schon, sogar in der Kita ist schon zu erkennen, welche Kinder frühzeitig gefördert werden müssten, um nicht den Anschluss zu verlieren.
 
Das wir zeit unseres Lebens lernen ist ja wohl klar. Wer meint, nach der Lehre alles zu wissen und sich nicht täglich in der Praxis und auf Lehrgängen weiterentwickelt, der ist schnell weg vom Arbeitsmarkt. Es gibt Arbeitnehmer, die sich nur das Nötigste aneignen und es gibt welche, die sich richtig weiterentwickeln wollen. Das ist auch in Ordnung. Nur Stillstand ist Rückschritt. Und das ist für die Wirtschaft am Ende tödlich.
Ich habe nach der Lehre noch 5 Jahre als Geselle gearbeitet, davon 3 Jahre auf der "Walz". Ich habe in verschiedenen Betrieben. auch unterschiedlicher Fachrichtungen, quer durch das damalige Deutschland gearbeitet bevor ich zur Fachschule ging und anschließend meinen Meister machte. Ich hätte gerne noch weiter gemacht, aber dann kam mir die Liebe dazwischen. "Oh alte Burschenherrlichkeit wohin bist Du entschwunden" :verysad: Die schnelle Spezialisierung und die damit verbunden Differenzierung verbunden mit einer abnehmenden Mobilität ist das eigentliche Problem einer umfassenden beruflichen Bildung die auch einmal über den Tellerrand schaut. ich möchte nicht einen Tag meiner Wanderjahre missen, sie haben mich nicht nur beruflich sondern auch menschlich weiter gebracht
 
Eben, du hast Erfahrungen (wenn auch zu Fuß :D) gesammelt und dich weitergebildet. Nur leider sind viele dazu nicht mehr bereit. Und die werden dann abgehängt und bleiben im Niedriglohnsektor.

Wer es wirklich will, dem steht das Bildungssystem und die Welt offen. Dann muss man aber auch bereit sein Leistung und Eigeninitiative zu zeigen. Wer Schule und Lehre nur als lästige Pflicht betrachtet, der wird am Ende auch keine Erfüllung in seinem ausgeübten Beruf finden. Und dann ist Hartz4 nicht weit. "Warum soll ich für die paar Euros...". Für mich wäre das nichts. Ich sehe meinen Beruf als Berufung und würde ihn auch immer wieder wählen. Und in der Ausbildung und im Prüfungsausschuss bin ich tätig, weil ich gerne die jungen Menschen nicht nur zum "dummen Anwender", sondern zum Techniker mit entsprechendem Hintergrundwissen anleiten möchte. In vielen Berufen geht gerade viel Basiswissen verloren. Im Mechatroniker haben wir ja auch nicht selten nur noch den "Teiletauscher", statt einen fähigen Mechaniker mit dem Verständnis für die technischen Zusammenhänge.
 
  • Themenstarter Themenstarter
  • #74
Vorab - wäre es nicht langsam an der Zeit, einen neuen Faden aufzumachen? Denn mit der ursprünglichen Frage dieses Fadens haben die letzen Seiten nichts mehr zu tun.

"Normale" Kinder erhielten kaum eine Empfehlung für das Gymnasium, wenn sie aus einem Handwerker- oder Arbeiterhaushalt kamen. Heute ist das Gegenteil der Fall und das Abitur steht scheinbar allen offen......
Wenn ich sowas schon lese. Wann was das denn bei Dir? Bei mir war das in den 70ern, das Abitur stand allen offen und die Kinder bekamen die Empfehlungen ungeachtet der sozialen Stellung oder des Berufs der Eltern. Das einzige was es gab, waren Verschwörungstheorien. Denn wenn ein Kind, bei dem es nicht zum Gymnasium gereicht hat, die Empfehlung deshalb auch nicht bekommen hat, haben die meisten Eltern die Schuld eben nicht beim Kind, sondern beim bösen Lehrer gesucht, der kein Arbeiterkind auf das Gymnasium schicken wollte.

Wie gesagt ... wenn Du Dich auf die 50er oder 60 Jahre beziehst - mag das sein, bei uns in den 70ern waren auf dem Gymnasium mindestens 40% Arbeiterkinder.

Wer es wirklich will, dem steht das Bildungssystem und die Welt offen.
Genau so ist es.

Ich sehe meinen Beruf als Berufung und würde ihn auch immer wieder wählen. Und in der Ausbildung und im Prüfungsausschuss bin ich tätig, weil ich gerne die jungen Menschen nicht nur zum "dummen Anwender", sondern zum Techniker mit entsprechendem Hintergrundwissen anleiten möchte.
Ich sehe das genau so und lege noch einen drauf .. ich mache aus dem gleichen Grund teilweise sogar Erwachsenenweiterbildung. Aber --- was man da alles so erlebt ...

Naja, aber nicht nur der Azubi hat die Pflicht, sich alles Nötige anzueignen. Der Ausbildende (Chef) bzw. der Ausbilder (als Ausführender) hat auch die Pflicht dem Azubi alles Nötige beizubringen. Auch wenn man manchem Azubi die Dinge 5-mal erklären muss.
Einigen wir uns auf die Pflicht, alles fachliche beizubringen? Denn sonst kann das nicht funktionieren. Wir haben in der Verwandtschaft einen jungen Metallbaumeister. (Falls das heute so heisst.) Ich habe noch nie jemanden so virtuos mit einem Schweissgerät umgehen sehen. Die Realschule mit Ach und Krach bestanden - und Deutsch und Mathe waren nicht seine besten Fächer. Der wird keinem Azubi beim Rechnen oder Deutsch helfen können. Fachlich ist er ein hervorragender Ausbilder .. aber der Rest ...
 
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