Du vergisst, dass die Spannungsdifferenz zwischen einer vollen und einer leeren Batterie ( nicht tiefentladen oder defekt) nur etwa ein Volt beträgt, das ist dann auch etwa die Spannung mit der du den max. Ausgleichsstrom berechnen musst, auf 100 Ampere kommst du also nicht so schnell.
Ich habe ein 20 qmm Kabel und 60 Ampere Sicherungen an beiden Enden, die haben auch bei einer leeren Batterie immer überlebt.
Der normale Nutzungsfall mit 11,5V und 12,6V ist auch nicht kritisch, das schafft ein normales Trennrelais problemlos. Besonders, wenn es schon mit Einschalten der Zündung anzieht.
Während des Startens, also wenn der Anlasser läuft, ist die Leitung zum Zigarettenanzünder unterbrochen und ein dort angeschlossenes Trennrelais trennt wieder für einen kurzen Moment.
Kritisch ist, und darum mein vorheriges Posting, wenn ein Trennrelais an D+ (Ladekontrollleitung) angeschlossen ist oder ein spannungsgesteuertes Trennrelais verbaut ist oder das normale Trennrelais zum zweiten mal anzieht. Dann zieht das Relais erst an, wenn der Motor läuft und die Lichtmaschine lädt. Dann haben wir schon einen Spannungsunterschied von rund 3V (11,5V zu 14,6V) im Moment des Einschaltens bei normaler Entladung der Zweitbatterie.
Also nehmen wir mal 3V bei 10m Leitungslänge und 20mm^2 an. Normalerweise leitet die Karosserie noch besser (eher wie eine 35 oder 50mm^2-Leitung), aber das will dann wieder keiner glauben. Also 5m Kabel und 5m Karosserie ergibt 10m Leitung. Kupfer, also eine echte Vollkupferleitung, hat einen Leitwert von 0,017 Ohm*mm^2/m.
Und wenn wir damit mal rechnen, kommen wir auf:
R=0,017*10/20=0,0085 Ohm
I=U/R=3/0,0085=353A
Wohl gemerkt: Spitzen-Einschaltstrom und nicht Dauerstrom.
Selbst wenn wir nun großzügig sind und die Hälfte des Spannungsabfalls gleichmäßig auf Sicherungen und Relaiskontakt verteilen, kommen wir noch auf
176A, hätten dann aber auch an jeder Sicherung und am Relaiskontakt
je 0,5V*176A=
88W.
Wir liegen mit einem 20mm^2-Kabel irgendwo zwischen 176A und 353A Einschaltstrom. Nun kann man sich aussuchen, in welche Richtung man "schummeln und schieben" will.
Einigt man sich auf den hohen Strom, muss man das Relais entsprechend auslegen, damit es nicht irgendwann "festklebt" und geschlossen bleibt (also nicht mehr trennt). Ist man der Meinung, dass die Leistung an den Sicherungen "verbraten" wird, sollte man auch kurzzeitig mit 88W Verlust- und Heizleistung rechnen, was übrigens der Grund dafür ist, dass Sicherungen gern an heißen Tagen durchbrennen.
Die Wahrheit liegt, je nach Ausführung von Relais und Sicherungshalter, irgendwo dazwischen. Und meistens hat man Glück und die Spannung der Zweitbatterie ist nach 2-5 Sekunden so weit angehoben, dass keine Gefahr mehr besteht.
Nimmt man statt 20mm^2 nur 10mm^2 Kabel, verdoppelt sich der Widerstand des Kabels und unter gleichen Voraussetzungen halbiert sich der im Kabel fließende Strom. Dann kann man die Heizleistung des Kabels pro Meter berechnen, die Verlustleistung beim Dauerladen, ... .
Und wenn man dann wirklich gründlich ist, rechnet man auch den beliebtesten Defekt einer Zweitbatterie durch, nämlich den Zellenschluss. Dazu zieht man 1/6 der Zweitbatteriespannung ab und berechnet die dann möglichen Einschalt- und Dauerströme. Wenn man dafür die Sicherungen anpasst, hat man die Sicherheit, dass diese bei einem Defekt der Zweitbatterie durchbrennen und nicht das Fahrzeug abbrennt oder die Batterie im Kofferraum überkocht oder hochgeht. Denn auch dafür sind die Sicherungen da, nicht nur als Schutz nach einem Unfall.
Aber wie geschrieben, meistens hat man Glück und es passiert nichts. Normalerweise bemerkt man einen Defekt durch Geruch, Rauch, defektes Relais oder eine durchgebrannte Sicherung frühzeitig. Selten brennt ein Auto und beinahe nie schreibt danach jemand in einem Forum, dass er sich wahrscheinlich bei einem Kabelquerschnitt oder einer Sicherung verrechnet hat und dass die Versicherung deshalb nicht zahlt.
Gruß
MadGyver